Herbertstraße: So kam der Sex nach St. Pauli
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Herbertstraße: So kam der Sex nach St. Pauli
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Wixnase äußerte folgendes:Die Herbertstraße ist – neben der Reeperbahn – die bekannteste Straße der Stadt. Abgesperrt und doch rund um die Uhr offen. Autofrei und doch mit regem Verkehr. Geschaffen wurde dieser unsittliche Ort ausgerechnet von Moralaposteln der Stadtverwaltung. Die glaubten, dass sie die Huren besser kontrollieren können, wenn sie sie in einer Straße kasernieren. So entstand am 1. Januar 1900 die berühmte Bordell-Passage.
Zitat:Bis ins 13. Jahrhundert reicht sie zurück: die Geschichte der Prostitution in Hamburg. 1428 hat die Stadt bereits acht offizielle „Frauenhäuser“. Sie befinden sich unter anderem auf dem Kattrepel (Altstadt) und an der Neustraße. Wirklich angesehen sind Prostituierte nicht, aber sie werden geduldet.
Das ändert sich im 17. Jahrhundert im Zuge der Reformation und der sich ausbreitenden Geschlechtskrankheit Syphilis. 1666 errichten die Stadtväter am Alstertor ein Spinnhaus, in dem Frauen, die der Prostitution überführt sind, zwangsarbeiten müssen. Zusätzlich werden Huren am Pferdemarkt an den Schandpfahl gekettet und öffentlich zur Schau gestellt.
Zitat:Ganz schlimm wird es nach der Reichsgründung 1871. Denn jetzt gilt sittenstrenges preußisches Recht – und das bedeutet: Hamburg müsste eigentlich sämtliche Bordelle schließen. Doch dank eines kleinen Etikettenschwindels kann das Gesetz umgangen werden: Freudenhäuser werden einfach umbenannt. Jetzt heißen sie mit einem Mal „Beherbergerhäuser“ und sind legal.
Ab 1880 bemüht sich die Stadt, die Prostitution auf einige wenige Straßen zu begrenzen. Die Heinrichstraße auf St. Pauli ist eine davon. Schon seit sie 1790 erbaut worden ist, gibt es dort Bordelle. Aber jetzt explodiert die Zahl: 1883 sind es sechs, 1885 schon zehn und 1887 sogar 20 Freudenhäuser. Schließlich wird ab dem 1. Januar 1900 der konzessionierte Bordellbetrieb in St. Pauli auf diese eine Straße beschränkt. Und 1922 wird aus der Heinrich- die Herbertstraße – und erlangt unter diesem Namen Weltruhm.
Zitat:Ab 1933 tun die Nazis zunächst alles, um der Prostitution, dieser „Vergiftung des Volkskörpers“, ein Ende zu bereiten. 1527 Huren werden in Schutzhaft genommen. Trotzdem gelingt es nicht einmal ihnen, dem Sex-Gewerbe das Wasser abzugraben. Die braunen Machthaber lassen zwar an der Herbertstraße die bis heute vorhandenen Metall-Sichtblenden aufstellen, aber um das, was dahinter passiert, kümmern sie sich nicht. Das Motto dieser Aktion lautet: Aus den Augen, aus dem Sinn.
Zitat:1967 wird dann Willi Bartels’ „Eros-Center“ auf der Reeperbahn eröffnet. Prostitution ganz deutsch: sauber, ordentlich und reglementiert. Es folgen Zuhälterkriege, die Taten des St. Pauli-Killers Pinzner, Aids, die wilden 90er Jahre mit Dutzenden Schießereien und schließlich im Jahr 2000 die Übernahme des Eros-Centers durch die „Hells Angels“ – inzwischen alles Kiez-Geschichte.
Heute arbeiten in der Herbertstraße rund 220 Frauen. Und es gibt kaum einen Männer-Wunsch, der dort nicht befriedigt wird. Wer’s mag, kann sich sogar von einer Domina fesseln, auspeitschen, anpinkeln oder mit Stromstößen malträtieren lassen.
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